08.11.2021, AKW Zwentendorf
Die KEM & KLAR Tullnerfeld OST, die KLAR Wagram und die EVN AG luden zum Stammtisch "Wasser - Ressource und Naturgefahr".
Bei einer spannenden Führung durch das AKW konnten die Teilnehmer*innen einen Einblick in die Energie-Geschichte Österreichs und spannende Einsichten in die Funktionsweise und Gefahren der Atomkraft bekommen. Im Anschluss an die Führung präsentierten vier Vortragende die verschiedenen Aspekte des Elements Wasser. Sie berichteten von der zerstörerischen Kraft des Wassers, wenn es in Form von Starkregen massive Schäden an unseren Infrastrukturen anrichtet, zeigten aber auch die enorme Bedeutung von Wasser als lebenswichtige Ressource für unsere Stadt- und Dorfgebiete auf.
Führung durch das AKW Zwentendorf
Über 60 Personen zeigten Interesse am einzigen Atomkraftwerks Österreichs und nahmen an der Führung durch das AKW teil. EVN Pressesprecher Mag. Stefan Zach erzählte in einem kurzweiligen Vortrag erstaunliche Tatsachen rund um die Entstehungsgeschichte des Atomkraftwerks, eigentlich eine Geschichte des durchgängigen Scheiterns. Von fehlgeschlagenen Hollywood-Filmdrehs bis zum misslungenen Friedhofs-Projekt hätte es bereits zahlreiche Verwertungsideen für das nie in Betrieb gegangenen AKW gegeben. Im Moment diene das AKW allerdings als Schulungsstandort und Ersatzteillager für andere Atomkraftwerke in Europa. Strom wird auf dem Gelände dennoch produziert, denn über 2.300 Solarpaneele produzieren bis zu 450 kWp aus Sonnenenergie.
Katastrophenschutz-Werkzeug aus Zwentendorf
Die Bürgermeisterin von Zwentendorf Marion Török stellte ein Katastrophenschutz-Werkzeug vor, welches in Zwentendorf als Instrument zum Schutz vor Hochwasser entwickelt wurde. Der Katastrophenschutz-Koffer dient als Sammelstelle für wichtige Dokumente und Unterlagen, die im Katastrophenfall nützlich sind. Hier werden Einsatzpläne und Kontaktlisten gesammelt, sodass sie im Notfall schnell zur Verfügung stehen. Alle Unterlagen werden zusätzlich auf einem USB Stick auch digital zur Verfügung gestellt. Bei der Entwicklung des Katastrophenschutz-Koffers waren zahlreiche Einsatzorganisationen von Land und Gemeinde eingebunden. Bgmin Török empfiehlt immer mehrere kundige Personen pro Einsatzstelle einzubeziehen. Am Ende der Entwicklung des Katastrophenschutz-Koffers stehen mehrere Testläufe, bei denen die Abläufe im Katastrophenfall geübt werden.
Extremereignisse stellen ganze Gesellschaft vor Herausforderungen
Ing. Stefan Obermaisser MSc. vom Elementarschaden Präventionszentrum knüpfte in seinem Vortrag über Hochwasserrisiken an den Ausführungen von Bgmin Török an. Er sieht im Klimawandel und in der zunehmenden Bodenversiegelung ein großes Risiko zur Steigerung der Hochwassergefahr. Schon jetzt treten Extremereignisse immer öfter und heftiger auf. Im Jahr 2021 verursachten in Österreich Brände einen Schaden von etwa 80 Mio. Euro, Hagel dagegen ist für 570 Mio. Euro Schaden in Österreich im Jahr 2021 verantwortlich. Diese Katastrophenereignissen können nur gemeinsam von Einsatzorganisationen, der öffentlichen Hand und der Zivilgesellschaft bewältigt werden.
"Schwammstadt"-Prinzip für Dorfbäume
DI Daniel Zimmermann von KlimaKonkret zeigte dagegen auf, was passiert, wenn Wasser in unserem Siedlungsraum fehlt. Wassermangel und versiegelte Flächen würden sich als erstes auf die Lebenserwartung unserer Bäume in den Dörfern auswirken. Das ist in Zeiten des Klimawandels ein großes Problem. Bäume sind die Klimaanlagen unserer Siedlungen, weil sie Straßen und Gehsteige natürlich beschatten und kühlen. Wenn sie diese Funktion nicht mehr erfüllen können, weil sie nicht mehr die Möglichkeit haben groß und alt zu werden, leiden wir unter zunehmender Hitze und Trockenheit. Daher gibt es einige Forschungsprojekte- und Ansätze, die versuchen Wasser und Bäume in unseren Siedlungen zu erhalten. Ein Konzept ist das „Schwammstadt-Prinzip“. Dabei wird ein besonders grobkörniges Substrat in den Boden eingebracht, um Wasser zu speichern und damit die Bäume den Boden besser durchwurzeln können. Straßen, Geh- und Radwege können so errichtet werden, ohne den Bäumen Platz im Untergrund als wichtige Lebensgrundlage zu nehmen. Erste Fallbeispiele wie die Eggenberger Allee in Graz oder die Guntramsdorfer Straße in Mödling zeigen bereits großen Erfolg.
Comeback der Hausbrunnen
Dr. Michael Fusko von der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich zeigte in Ergänzung zu DI Zimmermann auf, wie Wasser im Privatgarten zurückgehalten und gespeichert werden kann. Er stellte dafür verschiedene Systeme vor, wie Flächenversickerungen oder Sickermulden und -schächte. Wenn man selbst überlege, eine Regenwasserversickerung umzusetzen, sei wichtig zu hinterfragen, wie viel Platz- und Budget für eine solche Maßnahme aufgewendet werden kann. Am günstigsten sei die Flächenversickerung, bei der einfach unversiegelte Oberfläche belassen wird. Diese Maßnahme ist allerdings auch sehr flächenintensiv, denn es müssen mindestens 100% der versiegelten Fläche als „Ausgleichsfläche“ unversiegelt belassen werden. Bei allen baulichen Maßnahmen wie Sickerschächten ist zu beachten, dass es sich um Maßnahmen handelt, die bei den Gemeinden anzeige- oder bewilligungspflichtig sind. Regenwasserspeicherung und -versickerung sei aber in jedem Fall sinnvoll und ein wichtiger Beitrag zur Klimawandelanpassung.
Die KLAR! Tullnerfeld OST und die KLAR! Wagram bedankten sich bei der EVN AG für die Einladung in das AKW Zwentendorf, sowie bei allen Vortragenden für die spannenden Ausführungen und Denkanstöße und bei den Teilnehmenden für das Interesse und die lebhafte Diskussion.
Downloads
Präsentation Ing. Obermaisser MSc. (Hochwassersichere Gebäude)
Präsentation DI Zimmermann ("Schwammstadt"-Prinzip in deiner Gemeinde)
Präsentation Dr. Fusko (Regenwasserversickerung im Hausgarten)